Die Stadtkapelle um deren scheidenden Leiter Edgar Bürger regte wie gewohnt eine große Besucherschar auf gekonnte Weise zum Wippen, Klatschen und Träumen an.
Besser geht's eigentlich nicht: Als am Samstagabend kurz vor 21 Uhr Mitglieder des Musikvereins Stadtkapelle an unterschiedlichen Stellen im Zentrum in ihre Instrumente bliesen, um das kommende
Konzert anzukündigen, zeigte das Thermometer in der beginnenden Abenddämmerung bei klarem Himmel noch deutlich mehr als 20 Grad Celsius an.
Beste Voraussetzungen also für ein Konzert an frischer Luft. Letztmals bei der Serenade vor der städtischen Schaltzentrale trat Edgar Bürger vor seinen Klangkörper. Der Stadtkapellmeister, dessen
Ruhestand sich immer mehr nähert, war es gewesen, der die Idee des Sommerkonzerts im Freien mit einem besonderen Motto hatte. Längst ist die Serenade fester Bestandteil im kulturellen Kosmos der
Stadt. Die gute Nachricht: Nach dem Ausscheiden Bürgers soll die Serenade weiter aufgeführt werden. Mit dem Nachfolger soll's weitergehen.
Mit viel Hingabe
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Bei seiner „Abschiedsserenade“ am Samstag zeigte sich Bürger wie gewohnt: Temperamentvoll und mit Hingabe leitete der Dirigent die Kapelle, die mit viel
Spielfreude agierte. Nach einer Reise nach Afrika, einem Abend mit Marschmusik oder auch mit Musik, die sich dem französischen Flair hingab, war diesmal „Music of the night“, Musik der Nacht, das
Motto.
Den etwa 400 Besuchern – einige verfolgten das Konzert im Stehen, weil kein Sitzplatz frei blieb – wurde eine gelungene Auswahl an Stücken präsentiert, in denen auf unterschiedliche Weise die
Zeit zwischen Sonnenunter- und Sonnenaufgang verarbeitet wurde. Vom Orient ging die Reise an die Donau und von dort in die USA. „Der Kalif von Bagdad“ von François-Adrien Boieldieu, die
Walzer-Klänge in „Traumideale“ des Tschechen Julius Fučik oder auch das jazzige „A Hot Time In The Brasses Tonight“ von Harold L. Walters: Die Stadtkapelle bewies, dass sie sich in allen Genres
wohlfühlt.
Gekonnt intoniertes Solo
Die Zuhörer wippten mit, hielten etwa bei einem Arrangement von Warren Barker aus dem „Phantom der Oper“ ebenso gespannt inne wie beim gekonnt intonierten Solo-Part von Trompeter Wolfgang
Frommeyer im „Mitternachtsblues“ von Franz Grothe oder klatschten vergnügt bei der Polka „Böhmischer Traum“ von Norbert Gälle mit.
Als dann kurz vor 23 Uhr „Guten Abend, gut€ Nacht“ von Johannes Brahms – unter der gesanglichen Mitwirkung des Publikums – den Schlusspunkt zur Serenade setzte, konnte man dies als Überleitung
zur eigenen Nachtruhe nutzen.
Bei immer noch angenehmen Temperaturen war es aber auch kein Problem, das Zubettgehen noch etwas hinauszuzögern und beim in-die-Sterne-Schauen das gelungene Konzert noch nachwirken zu lassen.
Giengen / Marc Hosinner 15.07.2018 / Quelle: Heidenheimer Zeitung