Es flossen Tränen, es wurde gelacht, sich erinnert und natürlich auch musiziert: Edgar Bürger wurde von „seiner“ Stadtkapelle mit einer bewegenden Feier in den Ruhestand verabschiedet. 30 Jahre lang war er dem Orchester vorgestanden, Generationen von Musikern hat er begleitet, wie Oberbürgermeister Dieter Henle in seiner Rede sagte.
Die „liebevolle Erziehung“ durch Bürger fand nicht nur im Orchester, sondern auch in der Musikschule statt, dort war der Hornist 35 Jahre lang als Lehrer tätig. 1200 reguläre Proben mit der Stadtkapelle, so rechnete Henle vor, habe Bürger bestritten, dazu kamen Konzerte, Konzertreisen und natürlich die jährlichen Auftritte beim Giengener Kinderfest. „Ob wir ohne Sie an der Spitze des Festzugs den Weg auf den Berg und wieder hinunter finden, das werden wir erst an Pfingsten wissen“, so Henle.
1999 wurde dem Dirigenten der Titel „Stadtkapellmeister“ verliehen, und das, obwohl Bürger im nahegelegenen Syrgenstein wohnt und kein „waschechter Giengener“ sei, meinte der Oberbürgermeister augenzwinkernd. Was die Titel angeht, bekam Bürger am Samstagabend noch einen weiteren verliehen: Die Stadtkapelle ernannte ihn zum Ehrendirigenten. Stehender Applaus des Publikums in der Walter-Schmid-Halle, ein sichtlich gerührter Edgar Bürger: Die Würdigung des langjährigen Dirigenten war ganz offensichtlich keine Formalie, sondern kam von Herzen.
Als Überraschung trat ein Ensemble von neun Hornisten auf, heutige und ehemalige Schüler von Bürger, die ihm ein Abschiedsständchen spielten. Auch Klaus-Dieter Kirschner als Geschäftsführer des Kreisblasmusikverbandes würdigte Bürgers Verdienste: „Eine Ära geht zu Ende“, so Kirschner, es sei ihm dabei wehmütig ums Herz.
In seiner bescheidenen Art sagte der Geehrte selbst, es sei „zu viel der Ehre“ für ihn. Er habe sich immer sehr gerne in seinen Beruf versenkt, was für seine Familie nicht immer leicht gewesen sei: Frau und Tochter hätten sich vielleicht gewünscht, dass er öfter zu Hause gewesen wäre. „Es war eine Gratwanderung“, so Bürger. „Die Zukunft wird musikalisch bleiben“, versprach er – und während der Feier schlief friedlich das Enkelkind im Kinderwagen, dem Bürger nun mehr Zeit widmen kann.
Kurz vor der Weihnachtsfeier wurde sich die Vereinsspitze der Stadtkapelle mit dem neuen Dirigenten einig: Hannes Färber wird wie sein Vorgänger Edgar Bürger auch als Musiklehrer an der Städtischen Musikschule arbeiten. Ausgewählt wurde der Sontheimer aus mehr als 25 Bewerbungen. Färber leitet interimsweise die Musikkapelle des Musikvereins „Harmonie“ und wird im Sommer 2019 an der Musikhochschule Würzburg sein Masterstudium in Orchesterleitung beenden.
Der 25-Jährige wurde in Heidenheim geboren und lernte an der Musikschule Steinheim das Posaunenspiel. Nach dem Abitur am Werkgymnasium Heidenheim studierte Färber in Würzburg im Hauptfach klassische Posaune, beherrscht aber auch das Tenorhorn. Färber hat in der Blasmusikszene einen guten Ruf, leitete den Musikverein Bergtheim und danach den Musikverein Bächingen. Der Sontheimer übernahm im Januar 2017 den länger vakanten Posten des Dirigenten beim Musikverein Risstissen. Die Musikschule Munderkingen schätzt Hannes Färber als Lehrer für tiefes Blech und Posaune.
Quelle: Heidenheimer Zeitung